Begründung der Philosophie
Die Begründung der Philosophie im Deutschen Idealismus
Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist die Hypothese aus verschiedenen Richtungen heftig diskutiert worden, dass die Philosophie als fundamentales Wissen zu Ende gehe. Der Falsifikationismus Poppers und seiner kritischen Fortsetzer, ferner die Postmoderne, als deren wichtigste Vertreter Lyotard zu nennen ist und die sich zusammen mit dem Dekonstruktivismus Derridas in den Vereinigten Staaten entwickelt hat, das Schwache Denken, dessen Programm in Italien von Vattimo erarbeitet worden ist, und der amerikanische Pragmatismus der 80er Jahre sind philosophische Strömungen, welche die Krise bzw. die Unausführbarkeit eines »grundlegenden« und »begründenden« Wissens auf verschiedenen Ebenen und aus verschiedenen Perspektiven proklamierten. Bei manchen Autoren (z.B. Heidegger) hat diese Feststellung sogar die Theorie eines Endes der Philosophie tout court zur Konsequenz gehabt. Das gegenwärtige Denken und die zeitgenössische Kultur scheinen aber immer häufiger mit grundlegenden Problemen konfrontiert zu sein – Probleme, welche die Grenzen des Lebens, das Sein der Person, die Natur der Welt betreffen und die eine eigene Erklärung und Antwort erfordern. Theorien, die das philosophische Denken als Grundlegungswissen verabschieden, scheinen daher prinzipiell ungeeignet zu sein, eine Antwort auf diese Fragen zu finden und diese Probleme zu thematisieren. Gerade die Gegenwart erfordert daher Theorien, die an die klassische philosophische Vision des Denkens als eines grundlegenden Wissen anknüpfen und die zugleich in der Lage sind, von den veränderten, pluralen Bedingungen unserer Zeit Rechenschaft zu geben.
In diesem Kontext gewinnt eine Neuinterpretation der klassischen deutschen Philosophie besonderes Gewicht. Die Philosophie des Deutschen Idealismus bietet eine Vielfalt von Materialien, um Natur, Potential und Grenzen eines philosophischen Denkens zu erforschen, das sich explizit als Grundlegungswissen versteht. Es ist das erklärte Ziel der geplanten Tagung, einen wichtigen Beitrag zu dieser Aufgabe zu leisten. Die Philosophie des Deutschen Idealismus fasst die Frage nach der Aufgabe der Philosophie in paradigmatischer Weise, nämlich als Frage nach den Grenzen und Aufgaben eines begründenden Denkens.
